Gut Philippshof
1. Geschichte der Gans Edlen Herren zu Putlitz
2. Besitzer von Putlitz - Philppshof
3. Lebenslauf von Siegfried zu Putlitz; dem letzten Besitzer des Gutes
4. Ein Blick auf den "Hof des Philipps"
1. Geschichte der Gans Edlen Herren zu Putlitz
Die aus der Altmark (Gänseburg bei Pollitz) stammenden Gans zu Putlitz brachten im Ergebnis des Wendenkreuzzuges 1147, mit dem die deutsche Besiedlung östlich der Elbe einsetzte, in der Prignitz das gesamte Flussgebiet der Stepenitz unter ihre Herrschaft und bauten einen unabhängigen Herrschaftsbereich aus.
So die terrae Perleberg, Wittenberge, Lenzen, Pritzwalk ebenso die terrae Putlitz, über die der Bischof von Havelberg selbst die Lehnshoheit ausübte.
Es wurden Dörfer gegründet, Burgen und Kirchen gebaut.
Abschluss ihres Kolonisationswerkes war 1231 der Bau des Zisterzienserinnen- Nonnenklosters Marienfließ .
Schon unter der Herrschaft der askanischen Markgrafen, also bis 1320, bekleideten einige Mitglieder der Familie Gans zu Putlitz das damals noch nicht erbliche Obermarschall-Amt.
Ab 1373 wird der Familie Gans zu Putlitz durch Markgraf Otto den Faulen von Brandenburg das erbliche Obermarschallamt verliehen, welches sie bis zum Ende der preußischen Monarchie 1918 innehatte.
Ab dem 16. Jahrhundert war dieses Amt ein Hofamt mit zeremonieller Bedeutung ( Trauungen, Krönungen, Taufen, Trauerfeiern…..).
Erst 1854 gewann das Amt wieder an politischer Bedeutung. Das Obermarschallamt war nunmehr mit einer Berufung in das preußische Herrenhaus auf Lebenszeit verbunden.
Ausführliche Informationen zur Geschichte der Gans Edlen Herren zu Putlitz sind im Schlossmuseum Wolfshagen erhältlich.
2. Die Besitzer von Putlitz – Philippshof
Ab dem 16. Jh. entstehen gutsherrschaftliche Eigenwirtschaften. Es bilden sich drei Gutsbezirke, deren Zentren Putlitz, Wolfshagen und Nettelbeck sind.
Philippshof
1. Ab 1489 Johannes, Landeshauptmann der Prignitz
2. Philipp, aus der roten Linie, vermutlich der Namensgeber bis 1603.
3. Adam George geb. 1590 – 1660, Erbmarschall auf Putlitz, Wolfshagen und Wittenberge
4. Hans Albrecht geb. 1649 – 1717 auf Putlitz, Wolfshagen, Wittenberge und Nettelbeck
5. Albrecht Gottlieb geb. 1681 – 1719 auf Putlitz, Wolfshagen und Nettelbeck, Erbmarschall
6. Wilhelm Christian geb. 1686 – 1722 auf Philippshof
7. Joachim Henning geb. 1666 – 1731 auf Philippshof und Wolfshagen, Erbmarschall
8. Christian Ludwig geb. 1709 -1786 auf Philippshof, Wolfshagen, Pankow und Retzin
9. Albert Gottlob geb. 1741 – 1806 auf Wolfshagen und Philippshof, Erbmarschall
10. Ludwig Siegmund geb. 1783 – 1845 auf Wolfshagen und Putlitz, Erbmarschall
11. Gustav Albert geb. 1821 – 1859 auf Philippshof
12. Von 1859 – 1877 werden Philippshof und Wolfshagen für die drei noch minderjährigen
Söhne Gustav Alberts verwaltet.
13. Wedigo geb. 1850 – 1909, Wolfshagen zuvor Philippshof
14. Gebhard Sigismund geb. 1849 – 1916 auf Wolfshagen, dann auf Philippshof
15. von 1916 -1918 wird Philippshof von einem Verwalter bewirtschaftet.
16. Siegfried geb. 1886 – 1964 Siegfried, zunächst auf Schloss Grube, erbt Philippshof als Neffe 1. Grades von seinem kinderlos
gebliebenen Onkel Gebhard Sigismund
Von 1919 – 1945 wird Philippshof von Siegfried bewirtschaftet
17. 1945 Enteignung in Folge der Bodenreform, dann Staatseigentum.
Nutzung als Schule von 1945 bis 2005. Danach mehrere private Eigentümer.
3. Lebenslauf von Siegfried zu Putlitz, dem letzten Besitzer des
Gutes Philippshof
Maschinengeschriebener Lebenslauf von Siegfried Gans Edlem Herrn zu Putlitz.
Aus dem Nachlass seines Sohnes Busso zu Putlitz. Auf inzwischen vergilbtem Nachkriegspapier geschrieben, mit eigenhändigem Zusatz am Beginn und eigenhändige Unterschrift. Das Original befindet sich im Privatarchiv von Herrn Professor Doktor Bernhard von Barsewisch in Groß Pankow.
Baron Siegfried zu Putlitz 10. Februar 1949
zur Zeit Pronstorf bei Segeberg.
Lebenslauf
In Brandenburg an der Havel am 12.VII.1886 als Sohn des Königlich preußischen Rittmeisters im Kür. Reg. 6 und späteren Besitzer des Rittergutes Grube und Sigrön bei Wilsnack
„Busso Gans Edler Herr zu Putlitz“ und seiner Ehefrau Anna geborene von Bredow-Ihlow wuchs ich mit 3 anderen Geschwistern auf dem Lande auf. Meinen ersten Unterricht erhielt ich im elterlichen Hause bis zur Quinta privat und kam Ostern 1898 in das Kadettenkorps nach Plön, anschließend nach Gr. Lichterfelde. Nach abgelegtem Fähnrichexamen musste ich in der Prima das Kadettenkorps wegen eines Herzfehlers verlassen im Sommer 1903. Zum Glück gab sich die Erkrankung, die nur durch zu schnelles Wachstum entstanden war, und ich konnte Okt. 1903 als Fahnenjunker in das Garde-Schützen-Bat. eintreten. Meine militärischen Beförderungen sind folgende: 27.I.1905 zum Leutnant. Im Juli 1908 versetzt zur G. M. G. A. II und zur Garde-Kavallerie-Div. zugeteilt. Nach 1/2j. Urlaub für landw. Studienzwecke nahm ich Juli 1913 meinen Abschied unter Überführung zur Res. der Garde Maschinengewehr Abt. II. Während meiner landwirtschaftlichen Lehrzeit brach der I. Weltkrieg aus. Als Oberlt. d. R. nahm ich vom 2.8.1914 unter Beförderung zum Hauptmann d. R. 15.7.15 bis zum 8.I.1919 teil. Zuletzt als I. Ordonanz Offz. Gen. Ko. 60 und I. b. bei General v. Estorff in Dorpat u. Riga. Allein die dringende Übernahme und Selbstbewirtschaftung meines bereits im Herbst 1918 ererbten Familienbesitz: Das Lehnsgut Putlitz-Philippshof in der W. Prignitz veranlassten mich im Januar 1919 am 8.I.19 über die 17. Kav. Brig. meine Entlassung aus dem Baltikum zu erbitten.
Ich übernahm die Selbstbewirtschaftung meines Besitzes neben verschiedenen anderen Vorstandsämtern, wie genossenschaftliche Brennerei Putlitz und Stärkefabrik Gen Dallmin deren beider I. Vorsitzender ich nachher jahrelang bis zum bitteren Ende war. Am 25.I.22. heiratete ich Vera v. Helldorff-St. Ulrich aus unserer Ehe stammen 4 Kinder.
Als höherer Stahlhelmführer betätigte ich mich politisch stark in Brandenburg für D. N. V. Partei ohne je ein Verlangen zuhaben, aktiv in der Politik beteiligt zu sein. Mein Jungstahlhelm Reg. „Kronprinz v. Preußen“ mit ca. 2800 Mann aus der Ost- u. West-Prignitz mit Teilen des Kreises Ruppin bewahrte ich in unzähligen Verhandlungen mit der höheren S.A. Führung bis noch 3 Tage vor dem Röhmputsch mit Röhm selbst kämpfend vor der unerwünschten Übernahme in die S. A.
Nach dem erwähnten Putsch war ich für die Bespitzelung der Gestapo ein gutes Objekt. Als einer der ersten neuen Res. Offiziere im Jahre 1935 wurde ich vom General Fromm, mit welchem ich als Stahlhelm-Führer viel zusammen gearbeitet hatte und auch Waffen verlagerte, ausgezeichnet abgedeckt. Ebenso von meinem neuen Regiment in Neu-Strelitz.
Trotz Absperrung meines Hofes und Parks gelang es mir, mehrere Gummiwagen voll mit Waffen nicht an die S. A., sondern an die Truppe, für die ich sie übernommen hatte zu übergeben.
Das geschah zur größten Wut der S. A. Als Racheakt dafür musste ich meine sämtlichen öffentlichen Ämter als unzuverlässig niederlegen, was mich zum Glück davor bewahrte in irgend einer der unzähligen Organisationen der Partei Mitglied zu werden. Dieses wurde mir schriftlich vom Bürgermeister Putlitz vom Sommer 1945 bescheinigt.
Am 2. Weltkrieg nahm ich als Major d. R. und später Oberstleutnant erst ab 1941 teil, da ich wegen einer schweren doppelten Leistenbruch-Operation zur Führer Res. des Gren. Reg. 9 in Potsdam anfangs zugeteilt war. Ab Juli 1941 war ich Komd. des Feld. Ers. Reg. A. 3 im östl. Operations Gebiet, anschließend Komd. des Inf. Ers. Bat. 9 in Potsdam und ab 28.V.1942 Bat. Komd. auf dem Balkankriegsschauplatz in Jugoslavien. Das Gren. Reg. bestand zu 80 % aus Ostpreußen und Österreichern, deren Geist und Haltung in den sehr schweren Kämpfen mich immer wieder zur grössten Bewunderung zwang. Dieser Geist dort ließ mich hoffen, dass es keine Macht der Welt gibt, welche uns ausrotten kann, auch wenn wir auf noch so schwierigem Posten stehen. Schweren Herzens gab ich mein schönes Gren. Bat. ab und Reg. Führer des Gren. Reg. 721 auf der Balkanfront. Wegen erneutem Durchbruch meiner operierten Leistenbrüche wurde ich nach Überführung in die Führer Res. ab Jan. 1943 am 31. Mai als nicht mehr diensttauglich mit 40 % Wehrbeschädigung entlassen und erhielt die Genehmigung zum Tragen
der Uniform des Gren. Reg. 9.
Bis zum Russeneinfall auf meinem Gute bewirtschaftete ich dasselbe unter Beibehaltung der Brennerei Genossenschaft und der Stärkefabrik Dallmin neben einem anderen großen Gut eines Nachbarn. Beim Eindringen der Russen mit Panzern in die Stadt Putlitz entkam ich mit meinem mir belassenem kleinen Auto mit meiner Frau und 2 anderen Damen aus dem Hause (Flüchtlinge) nach Hagenow in Mecklenburg. Die Russen wollten mich im Juli 1945 über Rügen mit anderen Landwirten und ehemaligen Offizieren nach Sibirien abschieben. Auf dem Marsch nach Schwerin entkam ich ihnen und fand auf Grund meines noch in meinen Händen befindlichen Wehrpasses mit sämtlichen hier gemachten Angaben Aufnahme im Krankenhaus Hagenow durch den sehr anzuerkennenden sozialdemokratischen Bürgermeister. Im Dezember 1945 gelang es mir nach mehrfachen erfolglosen Versuchen mit meiner Frau die Westzone zu erreichen. Dort fanden wir auch 3 unserer Mädels wieder, die wir 3 Wochen vorher von zu Hause aus mit Bekannten per Treck weggeschickt hatten.
Später kam mein Sohn aus Ungarn von der Front nach kurzer Internierung der Amerikaner auch leidlich ausgeheilt wieder zurück nach Holstein. Seit dieser Zeit genieße ich großzügige Gastfreundschaft beim Grafen zu Rantzau und versuche ohne jede Entschädigung für meine geraubten beträchtlichen Bank- u. andere Guthaben wie meinen enteigneten 3000 Morgen großen Besitz wenigstens unsere 4 Kinder für geeignete Berufe ausbilden zu lassen. Aber selbst hierfür erhalten wir Märker trotz verschiedener anderer Bekanntmachungen bisher keinen Pfennig.
(handschriftlich: ) Siegfried Baron zu Putlitz
4. Ein Blick auf den "Hof des Philipps"
Putlitz – ein historischer Rückblick anlässlich der 1050-Jahr-Feier im Jahre 1998
In einem Privileg aus dem 17. Jahrhundert heißt es zu den Verpflichtungen der Putlitzer Bürgerschaft gegenüber der Gans Edlen Herren: „… das Jahrlichen nicht meahr als 24 Fuhren ingesampt von der gantzen Stadt, als quartaliter 3 Fuhren zu der Burg, zwey zu herren Maximiliani Augusti Gansen, Edlen herren zu Putlitz, und eine Fuhre zu herren Adam George Gansen, Edlen herren zu Putlitz, als sie desmal 4 Pferde, sollen gegeben undt gefordert werden, diese auch nicht weiter alss gen Perleberg, Witstock, Pritzwalck und Wulffeshagen gebrauchet und über eine Nacht nicht auffgehalten und beschweret werden sollen.“
Bei den namentlich genannten Grundherren handelt es sich um den Eigentümer der Burg bzw. des dazugehörenden Wirtschaftshofes (später Burghof) und um den Rittergutsbesitzer in Sagast. Zu der Zeit gab es aber bereits den Rittersitz nördlich des Mühlentores, das Ende des 16. Jahrhunderts durch den Gans Edlen Herren Philipp zu Putlitz (ges. 1603) geschaffen wurde und als Philippshof in die Geschichte eingegangen ist. Warum das Gehöft in der Urkunde nicht genannt wird, ist heute nicht eindeutig zu klären. Fest steht, daß auch dieser Gutshof jahrelang verpachtet war.
Von all den Gebäuden des in einem Viereck angeordneten Wirtschaftskomplexes des früheren Gutshofes stellt die Toreinfahrt von der Parchimer Chaussee aus mit dem auf dem Foto erkennbaren zweistöckigen Fachwerkhaus aus historischer Sicht die wertvollste Substanz dar. Dies bezieht sich insbesondere auf das frühere Gutsherrenhaus (Nachfolger früherer Bauten), den Putlitzern aus diesem Jahrhundert als das Inspektorhaus geläufig, zuletzt von den Inspektoren Burgwedel und Weise bewohnt. Sie konnten von ihrem Büro aus auf den Innenhof blicken. Es war so, dass Philippshöfer Tagelöhner nach langen Arbeitsjahren die Zügel dem Sohn überreichten und sie es dann noch erlebten, dass der Enkel die schweren Ackerpferde anspannte. Im Torgebäude rechts hatten die bis zu sechs Reitpferde des Barons ihr Quartier, links von der Durchfahrt die acht bis zehn Ackerpferde. Zur Zeit der Heuernte hat bei der Rückkehr so mancher Leiterwagen vollbeladen den Hof überquert. Schräg gegenüber von der Toreinfahrt stand der große Rinderstall.
Dort fanden außer den 80 Milchkühen auch mehr als 50 Färsen ihren Platz. Durch die Luken dieses Quergebäudes wurde gestakt. Schon zu der Zeit befand sich rechts daneben das heute noch vorhandene zweistöckige Wohnhaus, in dem u. a. Handwerksmeister Meeske wohnte, der von dort aus auf die Stellmacherei an der Straßenseite blicken konnte. Von hieraus begab sich auch der Gutskutscher zum Nachbargebäude zur Parkseite hin, denn dort standen die schönen Kutschen der Herrschaft, später auch der Hanomag.
Manch Pferdewagen ist vom Hof des Philipp aus nicht durch den Torbogen gefahren. Das waren jene Transporte, die die unmittelbar am Hof grenzende Stepenitzbrücke in Richtung Meyenburger Straße nutzten. Aber es gab in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts noch eine zweite Zufahrt von der Parchimer Straße aus. Hier hatte die Gutswaage ihren Platz. Gleich daneben befand sich in Richtung zum Torbogen der große Düngerschuppen, dessen Boden als Getreidelagerraum genutzt wurde. Natürlich fanden auch die Reitpferde ihren Einsatz. Verwalter oder Gutsherr, mancher Ritt galt der Inspektion auf den Wirtschaftsflächen. Da sollten die Tagelöhner schon auf der Hut sein, dass sie nicht bei einem unplanmäßigen Picknick angetroffen wurden. Aber es gab auch die Ausritte hoch zu Ross durch den Park in Richtung Hainholz zur Erholung und Entspannung.
Wenn der Besucher von der Parchimer Chaussee aus Putlitz erreicht, dann wird ihm in der Straßenansicht nicht nur das Inspektorenhaus und der schöne Torbogen auffallen. Einen schönen Anblick bietet ein großer Giebel, der die Jahreszahl 1911 trägt, als nach einem verheerenden Brand der größte Teil des Wirtschaftshofes neu aufgebaut werden musste, außer dem Haus des Inspektors und dem Gebäude mit der Toreinfahrt. Verschont blieb auch jenes kleine Bauwerk in eckiger Bauweise, das unweit des Inspektorenhauses steht. Hier hat einst der gutseigene Hahn nicht nur seine eigenen Untergebenen durch kräftiges Krähen in aller Frühe aus dem Schlaf gerissen.
Hannelore und Günther Jahncke; Putlitz (Herr Günther Jahnke war Lehrer an der Polytechnischen Oberschule Putlitz und hat im Gutshaus, das im Sprachgebrauch der Putlitzer Bevölkerung "Schloss" genannt wurde, gearbeitet.)